Hallo, haben Sie eigentlich das Gerät wirklich getestet oder nur ein paar technische Daten aufgelistet? Kein Sorry für den Rant, denn ich habe dieses von Ihnen getestete Laptop gekauft, um mein in die Jahre gekommenes Thinkpad – das legendäre X220 - zu ersetzen. Ich wollte es beruflich, wie privat nutzen und kann aber in keinster Weise die positive Kritik bestätigen. Das liegt vermutlich daran, daß ich auf andere Sachen Wert lege, als Sie. Sicher aber auch durch den großen Generationssprung, so dass ich nicht Stück für Stück die Verschlimmmbesserungen der Thinkpad-Reihe mitgemacht habe und somit von einem ausgereiften Gerät in eine Katastrophe gestolpert bin. So fühlt es sich jedenfalls an, und zwar jedes Mal, wenn ich das neue Notebook einschalte. Warum? Es fehlen wesentliche Funktionen des Thinkpads oder sie sind mittlerweile so schlecht umgesetzt, daß sich der Kauf dieses knapp 2000-Euro teuren Schmuckstücks schlicht nicht lohnt.
Hier meine Kritikpunkte, wobei ich erstmal keinen Wert darauf lege, wer der Schuldige ist; Win11 hat sicher einen riesigen Anteil an der Misere. Dies entbindet Lenovo jedoch nicht von der Aufgabe, vernünftige Geräte zu bauen, und die passenden Treiber dafür zu programmieren und abzuliefern.
X220: Win7, X13 Gen.4: Win11
Display: X220 1366x768 vs. 1920x1200:
Anzahl an Elementen bei Vollbild im Explorer: X220 9x4, X13 6x3 (das ist Win11-Bockmist, geht nur über die Skalierung zu regeln)
Trackpoint / Ultranav: der Treiber unter Winn11 ist einfach nur eine Katastrophe. Sensibilität, Druckstärke, Beschleunigung, Leichtgängigkeit, Treffgenauigkeit... nichts von dem, was der Treiber unter Win7 hergab, und was den Trackpoint im alten Thinkpad auszeichnete, ist in dem neuen Modell noch vorhanden, bzw. mit dem Windows-Murks konfigurierbar. Resultat ist ein Rumgeeier auf dem Bildschirm, wie ich es zu Zeiten des X220 nur bei den Elitebook-Modellen von HP und den DELL-Pendants erlebt hatte. DIE Funktion, die mich immer wieder zu Thinkpads greifen liess, ist nicht mehr da.
Die Zusatztasten zum Trackpoint sind durch das neue Layout auch nicht mehr beschwerdefrei nutzbar. Durch die breitere Mitteltaste verkrampft die Hand bei der Bedienung der rechten Maustaste. Gerade bei Recherchearbeiten, bei denen ich permanent zwischen linker und rechter Maustaste wechsele, sowie die mittlere zum Scrollen benötige, macht sich das sehr schnell negativ im Handgelenk bemerkbar. Hinzu kommt, dass der Trackpoint das Problem hat, bei gehaltener Mitteltaste weiter zu scrollen, so als ob er hängen würde. Ebenso, dass mit dem Scrollen bis zum Anfang einer Seite, die Seite um ca. 5-6 Zeilen zurück springt, wenn man Trackpoint und mittlere Maustaste gleichzeitig losläßt. Ein Qualitätsmangel oder ein Problem des Treibers.
Das Layout der Tastatur war im X220, bzw. zum letzten Mal im T530 gut. Was danach kam, ist vielleicht modern, aber nicht Thinkpad. Blind bedienen, intuitiv, das ist mit der Chiclet-Tastatur flöten gegangen. Das werden aber nur die verstehen, welche mit den alten Modellen wirklich gearbeitet haben. Dedizierte Lautstärketasten, Microfontaste, der 6er-Block, wie von einer Standardtastatur gewöhnt... traumhaft, wenn man sie hat. Das X220 hat sie, die neuen Geräte reihen sich ein in die Acer-ASUS-HP-Medionm Einheitsbrei-Tastaturen.
Ein weiteres Beispiel für die Verschlechterung des Thinkpads sind die beiden Tasten links und rechts neben der Pfeil-nach-oben-Taste. Im neuen Gerät sind es schlicht Bild-nach-Oben-Tasten. Wann braucht man die schon mal? Im X220 bin ich damit vor und zurück gesprungen, im Explorer, wie auch im Browser oder jedem anderen Programm, welches die Sprungfunktion unterstütze. Im Browser wurden die letzten Seite sogar aufgerufen, ohne sie neu zu laden. Eine sehr sinnvolle Funktion, die es nun auch nicht mehr gibt.
Was fehlt noch? Ach ja, Card-Reader! Was nutzt mir das tollste kleine Gerät, wenn es die Grundfunktionen nicht mehr besitzt und man deshalb das Zubehör separat mitnehmen muß? Der Fingerprint-Reader tut es auch nur in Ausnahmefällen. Oft genug muß ich zur PIN-Eingabe greifen, um mich im Gerät anmelden zu können.
Alles in allem bleibt zu sagen: Je länger ich an dem neuen Gerät arbeite, um so mehr reift der Wunsch, zum alten Thinkpad zurückzugehen. Die Hoffnung, dass sich irgendwann der Gewöhnungseffekt einstellt, wurde bisher enttäuscht, der Frust ist zu groß. Die Geschwindigkeit ist natürlich ein Punkt, der eindeutig für das moderne Gerät spricht. 1:30 Minuten des X220 aus dem Ruhezustand sind deutlich mehr, als die 30 Sekunden beim X13. Im Alltagsgebrauch für Word, Internet und Bildbearbeitung sind die Geschwindigkeitsunterschiede nicht mehr ganz so groß. Es stellt sich also tatsächlich die Frage: War es die Investition von 2000 Euro wert? Nein. Nicht unter dem Aspekt der Bedienbarkeit und anwenderfreundlichen Nutzung.
Ich sende Euch dieses Feedback, um vielleicht in Zukunft Euren Fokus auch auf solche Punkte zu lenken. Ihre Aufgabe ist es, die Geräte im Alltag auf ihre Tauglichkeit und Handhabung zu testen. Technische Eigenschaften sind das Eine. Die Bewährungsprobe im Alltagsgebrauch das andere. Hier legen sie m.E. zu wenig wert darauf. Notebooks sind, trotzdem sie mittlerweile schicke Accessoires darstellen, ein Arbeitsgerät. und sollten also auch die Ansprüche erfüllen, die man an ein Arbeitsgerät stellt. Das X13 tut es nicht.